In der vergangenen Woche habe ich in meinem Wahlkreis etwas
Werbung der FREIEN WÄHLER in die Briefkästen eingeworfen. Dabei wurde ich in
einer Reihenhaussiedlung von einer vermeintlichen Hausbesitzerin angesprochen und
gefragt, wer oder was die FREIEN WÄHLER sind. Ich erklärte ihr kurz, dass diese
Wählergemeinschaft/Partei sich für mehr Bürgernähe in der Politik einsetzt. Die
zweite Frage, die mir daraufhin gestellt wurde war:
„Wie steht diese Partei zu
den Flüchtlingen?“
Da mir die Frage zu allgemein war, fragte ich die Dame, was
sie denn unter „den Flüchtlingen“ verstehe. Sie antwortete mir darauf hin:
„Na
die aus Syrien!“
Worauf ich erwiderte: “Menschen die vor einem Krieg fliehen?
Denen muss man helfen!“
„Danke, das genügt mir!“ warf sie mir barsch zurück und gab
mir den Flyer zurück.
Auch ich setzte ohne weiteren Kommentar meinen Weg fort.
Allerdings nicht ohne über diese Begegnung nachzudenken!
Sind wir wieder an einem Punkt angelangt, an dem wir eine
neue Episode der Apartheid erleben? Alle, die nicht so sind wie ich, sind böse?
Alle die nicht von hier sind, sind böse?
Ist das Thema Flüchtlinge,
Asylbewerber, vermeintliche Kriminalisierung von Ausländern, Silvester
2015/2016, der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt nicht viel komplexer,
als dass man es mit nur einer Frage „Wie stehen sie zu den Flüchtlingen?“ abtun
kann?
Mir jedenfalls ist diese Thematik zu differenziert, als dass
ich sie mit nur einer einzigen Antwort, nur mit einem „Ja“ oder „Nein“ beantworten
könnte.
Die Frage, die ich mir stelle ist, will mein gegenüber sich die Mühe
machen, diese Sache differenzierter zu betrachten?
Ja, vielleicht sogar etwas
Selbstkritik in der Sache „Flüchtlinge“ zuzulassen?
Aus rechtlicher Sicht sind im September 2015, als uns die
„Flüchtlingswelle“ überrollte, mit Sicherheit große Fehler gemacht worden, mit
denen wir heute noch zu kämpfen haben. Diese „Flüchtlingswelle“ hat uns auch
eine Menge Menschen in unser Land gebracht, die unserem Wertesystem nicht wohl
gesonnen gegenüber stehen. Doch aus humanitärer, menschlicher Sicht, war es ein
richtiger Schritt.
Notleidenden Menschen den Rücken zuzudrehen mag einfach
sein.
Seinen Blick vom Elend anderer abzuwenden, kann das schlechte Gewissen
beruhigen.
Doch es ist eben nicht menschlich!
Im Gegenzug bemängelt man in
unserer Gesellschaft, dass sich niemand mehr um Unfallopfer kümmert.
Dass
Nachbarn monatelang tot in ihrer Wohnung liegen und sich niemand darum kümmert.
Dass Kinder in der Nachbarschaft misshandelt werden, ohne dass jemand
einschreitet.
Dass Frauen in der Bahn belästigt werden und niemand zu Hilfe
kommt.
Einfach, dass wir uns nicht mehr um andere kümmern.
Dass unsere
Gesellschaft verkümmert.
Und zu guter letzt, dass sich die Politik nicht um uns
Bürger kümmert.
Jetzt wundert mich nicht mehr, dass manche Menschen ihren Blick
vom Elend der anderen abwenden und vielleicht noch eine Rechtfertigung für ihre
Ablehnung und Pauschalisierung suchen.
Kommen wir zurück zu den gemachten Fehlern der Politik, die
Schuld der Anderen.
Die Menschenmenge, die uns überrannte war schon längere Zeit
vorher für die Behörden erkennbar. Anfangs hat man wohl noch behördlich
reagiert, doch dann hat man sich ganz schnell tot gestellt und den Kopf in den
Sand gesteckt, wohl in der Hoffnung, der Kelch ginge an uns vorüber.
Aussitzen,
statt sich mit einem Plan B oder Plan C zu befassen.
Und dann kam die Welle.
Dann wurde ein Bundesamt mit der Koordination der Lage beauftragt, die zwar
verwaltungsrechtlich zuständig waren, aber mit solchen katastrophalen Zuständen
keinerlei Erfahrungen hatten. Und ein Bundesamt, welches für Katastrophen
gerüstet sein sollte, schlief einen Dornröschenschlaf.
Hier muss man in der Tat
ansetzen um in der Zukunft solchen Zuständen jegliche Ausbreitungsmöglichkeit
zu nehmen.
Nun waren die Menschen da, die tausende Kilometer vor einem
Krieg geflohen sind.
Und sofort verbreiteten sich auch die ersten
Schreckensmeldungen.
Die Angekommenen plünderten angeblich gleich nach ihrer
Ankunft die Aldi- und Lidl-Märkte in großem Stil, was aber nun, nach mehr als
einem Jahr scheinbar kein Thema mehr ist.
Ich habe auch nie in den Medien einen
solchen geplünderten oder niedergebrannten Einkaufsmarkt gesehen.
Ich lebe in
einer Stadt in Deutschland, die einen Ausländeranteil von rund 30% hat.
Und
selbst hier ist mir ein solches anarchisches Delikt nicht bekannt geworden.
Das
soll nicht bedeuten, dass alle „Flüchtlinge“ den Friedensnobelpreis verdienen,
aber es verdienen auch nicht alle Flüchtlinge das Stigma des raubenden, mordenden,
menschenverachtenden Neandertalers.
Es ist eben viel Komplexer!
Nun komme ich tatsächlich zu den „Bösen“ unter den
„Fremden“.
Silvester 2015/2016 soll mir hier zunächst als Beispiel dienen.
Eine
menschenverachtende und nicht zu tolerierende Tat, an der es mit Sicherheit
auch nichts zu beschönigen gibt.
So etwas darf sich nicht wiederholen!
Was ist
aber die Konsequenz aus dieser/diesen Taten?
Dieses „Vergehen“ möchte unsere
Gesellschaft nicht haben.
Diejenigen, die dieses Vergehen begangen haben,
möchte diese Gesellschaft nicht haben!
Und hier muss endlich das Handeln
solcher „bösen“ Menschen auch Konsequenzen haben.
In diesem Fall, die sofortige
Ausreise aus unserer, so mag man uns unterstellen, „intoleranten“ Gesellschaft!
Und nun kommt meine Frage an die Menschen, die das Thema „Flüchtlinge“ nicht so
komplex betrachten:
Waren die Täter alle Syrer?
Nicht zu vergessen, das bisher schlimmste Ereignis in der
Kette der „Flüchtlingsproblematik“:
Der Anschlag auf den Berliner
Weihnachtsmarkt.
Im Vergleich zum vorangegangen Beispiel, mit Sicherheit die
Steigerung der Abartigkeit menschlicher Abwege.
Mich macht diese Tat, die ein
Mensch ohne Not anderen Menschen antun kann, fassungs- und sprachlos.
Sprachlos
will ich aber nicht bei der vermeintlichen Prävention einer solchen Tat sein.
Das Zauberwort ist im Moment: elektronische Fußfessel!
Die scheinbare Lösung all unserer
Probleme gegenüber vermeintlicher Gefährder unserer Gesellschaftsordnung.
Hier
stelle ich ganz offen die Frage:
Wie verhindert eine solche elektronische
Fußfessel ein solches Attentat?
Oder einfacher gefragt:
Was bringt die
elektronische Fußfessel?
Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter und frage:
Hätte die elektronische Fußfessel, am Fuß des Anis Amri, dessen Attentat auf
den Berliner Weihnachtsmarkt verhindern können?
Auf diese Antwort und die
dazugehörige Erklärung bin ich sehr gespannt!
Und auch hier wieder meine Frage in diesem komplexen Thema:
War der Täter ein Syrer?
Bei Gesprächen über die reduzierte Thematik „Ausländer“, taucht
auch immer wieder der Lösungsvorschlag nach Ablehnung der doppelten
Staatsbürgerschaft auf.
"Der „Ausländer“ müsse sich zu einer Nationalität
bekennen und entscheiden"!
Und dann?
Auch hier wieder eine beispielhafte Konstellation:
Die oder der deutsch/irakische Mitbürger ist, wenn er sich
denn für die deutsche Staatsbürgerschaft entscheidet, ein besserer Mensch?
Oder wenn er sich für die irakische Staatsbürgerschaft
entscheidet, ein schlechterer Mensch?
Oder mit deutschem Pass fügt er sich besser unserer Gesellschaftsordnung, als mit einer anderen
Staatbürgerschaft?
Wie erwirbt man denn eigentlich eine Staatsbürgerschaft?
Ich mache mir Gedanken, wie das bei mir sein würde, wenn
z.B. mein Vater ein deutscher Staatsbürger und meine Mutter irakische
Staatsbürgerin wäre.
Beide Elternteile würden in Deutschland leben, hätten aber
gute Verbindungen in die Heimat der Mutter, deren ganze Familie dort lebt.
Dann
werde ich in Deutschland „hineingeboren“.
Nach dem sogenannten Blutrecht wäre
ich Iraker.
Nach dem sog. Bodenrecht
wäre ich Deutscher.
Meine genetischen Wurzeln hätte ich allerdings in beiden
Ländern.
Hier wäre nun eine doppelte Staatsbürgerschaft eine diplomatische
Lösung.
Bleiben wir bei dem Bodenrecht und unterstellen wir mal,
dass ich mit meinem Geburtsland Deutschland nichts am Hut habe.
Von meinem
Wesen her bin ich nun auch noch ein sehr umtriebiger Geist, der jede
Möglichkeit ausnutzt, andere Mitbürger zu belästigen und zu drangsalieren.
Aber
ich bin Deutscher.
Und das ohne doppelten Boden!
Bin ich jetzt ein
Vorzeige-Deutscher, gegenüber jemandem, der zwei Staatsbürgerschaften hat und
sich nicht entscheiden will?
Liegt meine Sympathie oder meine Ablehnung für
oder gegen ein Land nur an der Farbe meines Ausweises?
Kann man die Frage nach
der doppelten Staatsbürgerschaft wirklich soweit reduzieren?
Wohin die Frage
nach der Herkunft, Abstammung, Staatsbürgerschaft führen kann, erleben wir
tagesaktuell in Amerika.
Bis hin zu der Tatsache, dass deutsche Politiker
derzeit dort unter die „Nichterwünschten“ fallen.
Sind das jetzt alles böse Menschen
geworden?
Ist das vielleicht die Wiederholung vergangener geschichtlicher
Ereignisse.
Will man hier sagen: „Das böse Fremde will uns vernichten“.
So haben Kriege angefangen!
Doch all das könnten wir mit einer reinen Staatsbürgerschaft
verhindern?!
Vor was haben wir also Angst?
Dass uns ein Fremder
vorschreibt, wie ich mich zu verändern habe, so dass es ihm gefällt?
Wie schon
erwähnt lebe ich in einer Stadt, mit rund 30 % Ausländeranteil.
Hier gibt es
eine Straßenbahnlinie, die wird liebevoll Orientexpress nennen, weil hier
vermutlich kaum ein Fahrgast deutsch spricht.
Mein Eindruck ist, dass sich in
den letzten zwanzig Jahren die Fahrgäste, was das kriminelle Verhalten angeht,
nicht zum Schlechten verändert haben. Ich selbst wurde noch nie Opfer einer
Straftat, geschweige denn, Zeuge einer Straftat.
Respektloses Auftreten Jüngeren
gegenüber Älteren, schon eher mal.
Aber dass dies ausschließlich Ausländer
sind, kann ich nicht bestätigen.
Was ich allerdings bestätigen kann, dass z.B.
wenn jemand stürzt und zu Fall kommt, die ausländisch aussehenden Mitbürger sich
eher um das Opfer kümmern oder z.B. Müttern mit Kinderwagen beim Einsteigen in
die Straßenbahn behilflich sind.
Dass dieser Personenkreis sich eher von seinem
Sitzplatz erhebt und werdenden Müttern oder alten Menschen ihre Sitzplätze
anbieten, als vermeintlich deutsch aussehende Mitbürger.
Ein weiteres Thema aus dieser Woche war das vielfach
geforderte Burka-Verbot.
Mir gefällt es auch nicht, dass sich ein Mensch verstecken
muss oder will.
Mich stört das aber nicht.
Ich finde es einfach nur
bedauernswert.
Aber hier, in diesem Land ist ja das Bekenntnis zum Gesicht
durchaus möglich.
Wenn es der Wille der verschleierten Frau ist, so soll es so sein.
Leben und leben lassen.
Mir schreibt ja auch niemand vor, dass ich eine Krawatte
tragen muss.
Und zum Thema „Burka-Verbot“ stellt sich mir Frage:
Welche Gefahr
geht von einem Kleidungsstück aus?
"Unter diesem Kleidungsstück kann sich ein
Terrorist verstecken!"
Wie viele Terroristen haben weltweit mit einem solchen
Kleidungsstück schon ihr Unwesen getrieben?
Ist durch ein Verbot eines Kleidungsstückes
die Terrorgefahr gebannt?
Wechseln wir zur Integration.
Wenn ich gezwungen
werde, ein bestimmtes Kleidungsstück zu tragen oder nicht zu tragen, bin ich
dann Teil dieser Gesellschaft?
Identifiziere ich mich dann mit dieser
Gesellschaft?
Bin ich durch das Ablegen eines Kleidungsstückes ideologisch ein
anderer Mensch?
Wir berufen uns auf unsere freiheitliche Gesellschaft und
wollen im gleichen Atemzug das Tragen eines Kleidungsstückes verbieten?
Und was
erwarten wir von diesem Verbot?
Bessere Integration?
Seit hunderten von Jahren gibt es in Großstädten ganze
Stadtteile, die von Ausländern bevölkert sind. China-Town, Little Italy, Indian
Quarter etc.
Hier lebten und leben noch heute Menschen, die am Rande der
tolerierten Gesellschaft leben. Menschen die scheinbar anders sind.
Vielfach
gilt in solchen Ghettos ein eigenes Gesetz, dass mit der ordentlichen
Gesetzgebung nicht mehr viel zu tun hat.
Aber dieses Zusammenleben
funktioniert.
Seit hunderten von Jahren.
Beide Seiten der Gesellschaft
akzeptieren den Raum, die Kultur des Anderen.
Und keiner fordert den anderen
auf, so zu sein wie er selbst.
Hier liegt für mich der Schlüssel zur
Integration.
Wenn jemand lila Punkte im Gesicht hat, so ist das sein Ding!
Wenn
er mich nicht drangsaliert, dass auch ich lila Punkte im Gesicht haben muss,
ist mir sein Auftreten völlig Wurscht!
Und hier möchte ich, dass das so bleibt!
Leben und leben lassen und vor Allem gegenseitigen Respekt und Toleranz
gegenüber anderen.
Mich befremdet, dass in diesem Land sich Frauen derart
unterdrücken lassen und eine Burka tragen.
Dieses Land bietet aber auch diesen
unterdrückten Frauen Hilfen zur Öffnung und Flucht an.
Doch nutzen müssen diese
Hilfsangebote die vermeintlich unterdrückten schon selbst.
Wer hier lebt und
nicht versteht, dass Unterdrückung in diesem Land nicht sein muss, der will
vielleicht gar keine Hilfe?!
Warum also muss ich diesem Hilfsunwilligen meine
Hilfe aufzwingen?
Ich habe vor einer Burka keine Angst.
Mehr Angst bereiten mir ganz andere Zeitgenossen.
Menschen,
die ein nebeneinander von Menschen nicht akzeptieren können.
Menschen, die mit
Gewalt andere Menschen zwingen, so zu sein, wie sie selbst es gerne wären.
Menschen, die andere Menschen demütigen, weil sie anders aussehen.
Menschen,
die Menschen töten um der eigenen Lustbefriedigung genüge zu tun.
All dass ist nur ein kleiner „Angst-Abriss“.
Es klingt auch
wie animalisches Gebaren aus der Steinzeit.
Und doch sind das Werte aus dem 21.
Jahrhundert:
Menschen verachten Menschen, weil sie anders sind.
Wir behaupten, unsere Art hat sich im Laufe der Evolution
weiter entwickelt und lernt stetig dazu. Oh ja.
In der Steinzeit wurde die
eigene Rasse getötet, um das eigenen Überleben zu sichern.
Der nichts hatte,
hat dem der etwas hatte, die Keule über den Kopf gezogen.
Heute hauen wir mit
der Keule die, die nichts oder weniger haben als wir.
Unser aller Zeit auf diesem Planeten ist begrenzt.
Keiner
darf ewig hier bleiben.
Auch wenn das der eine oder andere gerne hätte.
Unsere
Sanduhr rinnt unweigerlich.
Warum verschwenden wir so viel Energie damit,
anderen das Leben schwer zu machen?
Diese Frage geht übrigens an beide Seiten.
Inländer wie Ausländer.
Jede Gesellschaft hat sich Regeln gegeben.
Auf der
ganzen Welt.
Diese Regeln sind ganz unterschiedlich, aber man sollte diese
Regeln, Sitten und Gebräuche der „Anderen“ respektieren.
Mit mehr oder weniger
Toleranz.
Und wenn mir die Lebensart hier in dieser Gesellschaft, die mich
aufnimmt und mir Asyl gewährt, nicht gefällt, dann ist diese Erdkugel groß
genug, sich ein anderes Plätzchen des Wohlbefindens zu suchen.
Zur Not auch in
Nordkorea.
Aber seid bitte ganz vorsichtig mit verändern wollen anders
denkender.
Integration kann auch bedeuten, den anderen zu akzeptieren, wie er
ist.
Egal ob mit doppelter Staatsbürgerschaft oder mit Burka und ohne
Fußfessel.
Wer das nicht kann oder will, dem steht die ganze Welt offen.
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